In vielen Unternehmen wird Microsoft Teams nicht nur für Video-Calls genutzt, sondern auch als firmeninternes Kommunikationsmedium. Die integrierte Chat-Funktion ersetzt so – gerade in Zeiten von „new work“ und Home Office – gerne mal den Plausch unter Kolleg:innen an der Kaffeemaschine. Aber was ist eigentlich, wenn ich mich im Chat bei jemandem über meine:n Chef:in aufrege? Kann der Arbeitgeberin die privaten Chats seiner Mitarbeitenden in Teams mitlesen? Wir erklären dir, ob das zum einen technisch, aber auch rechtlich möglich ist.

Private Chats bei Microsoft Teams mitlesen – Technisch möglich? 

Zunächst einmal können wir dich ein wenig beruhigen. „Einfach so“ ist es bei Microsoft Teams für deinen Arbeitgeber nicht möglich, deine Direktnachrichten und Unterhaltungen in privaten Channels mitzulesen. Aber: Es gibt eine technische Möglichkeit, wie das theoretisch funktionieren würde. So bietet Microsoft Tools an, um Inhalte aus Teams unter bestimmten Voraussetzungen auszulesen. Mit dem Programm eDiscovery können zum Beispiel sämtliche Chat-Nachrichten und auch private Kanal-Nachrichten durchsucht werden. Eine andere Frage ist es allerdings, ob dein Arbeitgeber das aus rechtlicher Sicht überhaupt darf.

Mitlesen von Teams Chats – das sagt die Rechtslage

Grundsätzlich ist Teams ein Tool, das, wie jedes andere Arbeitsmittel, von deinem Arbeitgeber gestellt wird. Deshalb kann dein Unternehmen auch bestimmen, ob du darüber privat kommunizieren darfst. Sofern das nicht erwünscht ist, sollte es unbedingt ausdrücklich verboten werden, zum Beispiel mit einer Klausel in deinem Arbeitsvertrag oder der Betriebsverordnung. Eine Privatnutzung ist rechtlich verboten, solange sie vom Arbeitgeber nicht erlaubt worden ist. Wenn das Unternehmen allerdings über einen längeren Zeitraum duldet, dass Mitarbeitende ihre dienstlichen Accounts, wie beispielsweise Teams, auch privat nutzen und nichts dagegen unternommen wird, gilt das als Duldung und dadurch als Erlaubnis.

Szenario 1: Der Arbeitgeber hat eine private Nutzung verboten

Ist die private Nutzung ausdrücklich verboten worden, dann darf dein Arbeitgeber tatsächlich auf die Chats zugreifen. Das liegt daran, dass in diesem Fall davon ausgegangen werden kann, dass die Nachrichten nur Dinge enthalten, die unternehmensbezogen sind. Sollten private Inhalte gefunden werden, kann der Arbeitgeber dich sogar damit konfrontieren. Es greift hier aber trotz allem dein allgemeines Persönlichkeitsrecht. Wenn deine Arbeitgeberin private Inhalte findet, ist er dazu angehalten, sie nicht bis zum Schluss durchzulesen. Er muss sich außerdem innerhalb der Grenzen der DSGVO und des Bundesdatenschutzgesetzes bewegen. Konkret bedeutet das, er darf dich nicht dauerhaft überwachen und muss außerdem abwägen, inwieweit sein unternehmerisches „Kontrollinteresse“ dem Eingriff in deine Selbstbestimmung in Bezug auf den Umgang mit „deinen“ Daten überwiegt. Hält er sich nicht daran, drohen ihm Bußgelder und du kannst zudem Schadensersatzansprüche geltend machen.

Szenario 2: Der Arbeitgeber hat eine private Nutzung erlaubt

Hat dir dein Arbeitgeber hingegen erlaubt, über Microsoft Teams auch privat zu chatten, darf er deine Kommunikation nicht lesen. Das fällt eindeutig unter deine Privatsphäre und die darf deine Arbeitgeberin nur verletzen, wenn es dafür einen triftigen Grund gibt. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn du unter Verdacht stehst, eine „schwerwiegende Pflichtverletzung“ begangen zu haben. Darunter kann beispielsweise Mobbing fallen, aber auch das Ausplaudern von Firmengeheimnissen. Und selbst dann, gibt es Grenzen, was das Lesen von Privatnachrichten angeht. Der Eingriff in dein sogenanntes „informationelle Selbstbestimmungsrecht“ muss etwa zeitlich angemessen sein. Das bedeutet, dein Arbeitgeber darf nicht permanent deine Nachrichten mitlesen, da das einer unverhältnismäßigen Dauerüberwachung entsprechen würde.

Lästern im Microsoft Teams Chat – ein Kündigungsgrund?

Es gibt also durchaus Szenarien, in denen Dinge, die du vermeintlich privat im Microsoft Teams Chat an Kolleg:innen schreibst, in die Hände eines:einer Vorgesetzten oder des Arbeitgebers gelangen können. Besonders unangenehm wird das, wenn du dich vielleicht über unliebsame Kolleg:innen oder sogar dein:e Chef:in ausgelassen hast. Kann Lästern im Microsoft Teams Chat vielleicht sogar ein Kündigungsgrund sein?

Zuerst einmal hängt das davon ab, ob deine Aussage noch unter die allgemeine Meinungsfreiheit fällt. Denn wenn ja, verletzt du damit schonmal keine arbeitsrechtliche Pflicht. Du störst weder den Betriebsfrieden oder das Vertrauensverhältnis zu deinem Arbeitgeber, zumindest nicht in rechtlich relevanter Weise. Betitelst du deine:n Kolleg:in oder Chef:in im Teams Chat beispielsweise als „inkompetent“ oder „nervig“, dann ist das zwar nicht nett, aber noch erlaubt. Spitze Kritik ist nämlich zulässig. Anders sieht es aus, wenn du mit deinem Ton eindeutig Grenzen überschreitest und beleidigend wirst. Bezeichnungen wie „Idiot“ oder „Arschloch“ gegenüber Kolleg:innen und Vorgesetzten solltest du also, insbesondere im Teams Chat, sein lassen. Zumal es auch einfach, egal wie genervt du sein magst, nicht nett ist. Auch darfst du natürlich keine falschen Tatsachen behaupten, um jemand anderen aus deinem Team oder dem Unternehmen schlecht dastehen zu lassen. Auch das kann arbeitsrechtliche Konsequenzen haben.

Eine Kündigung wird in der Regel nur bei sehr schwerwiegenden Beleidigungen ausgesprochen. Möglich wäre aber eine Abmahnung. Sollte das tatsächlich passieren, ist allerdings wieder relevant, ob dein Arbeitgeber rechtmäßig oder rechtswidrig an deine Chat-Nachrichten gelangt ist. Sofern die Privatnutzung erlaubt war und es nur Hinweise auf eine Beleidigung deinerseits gab, könnte die Verwendung der Nachrichten in einem arbeitsgerichtlichen Prozess schwierig werden.

Lieber auf vertrauliche Gespräche setzen

Auch wenn dein Arbeitgeber privaten Nachrichten im Microsoft Teams Chat nicht ohne Weiteres mitlesen und gegen dich verwenden kann, sollte dir trotzdem bewusst sein, dass es für dich unangenehm werden könnte. Etwa wenn der Arbeitgeber von bösen Nachrichten anhand von Screenshots oder Weiterleitungen Wind bekommt. Dann droht dir vielleicht nicht gleich die Kündigung, aber für das Betriebsklima ist es dennoch nicht förderlich. Der Austausch unter Kolleg:innen ist im Arbeitsalltag wichtig und man darf sich ganz bestimmt auch mal ärgern oder genervt sein. Bevor du deinem Ärger aber ungefiltert im Microsoft Teams Chat Luft machst, solltest du das lieber in vertraulichen Gesprächen tun. Oft hilft auch ein Gespräch mit der betreffenden Person selbst, um Probleme aus der Welt zu schaffen.

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